
„Der Frosch im Brunnen beurteilt das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand“
Wenn wir unser Leben betrachten, wählen wir einen Blickwinkel, der uns zusagt, uns schön dastehen lässt, mit dem wir umgehen können, der uns zufrieden stellt. Ich finde das gar nicht verwerflich, denn das ist eine Überlebenstaktik, allerdings ist es auch nicht mehr als das. Leben geht anders. Leben ist ein ständiger Wandel, das beinhaltet für mich auch den Wechsel der Blickrichtung. Oft ist es nicht leicht die Stellung zu wechseln, um einen anderen Blick auf die Dinge zu erhaschen, aber wir alle sollten es öfter tun. Wenn sich Blickwinkel festgefahren haben, wird es manchmal fast unmöglich, Andersdenkende zu verstehen oder verstehen zu wollen. Klingt sehr theoretisch? Da habt ihr Recht. Hier ist ein Beispiel, was ich meine:
Sebastian. Seine Welt ist dieselbe wie unsere, nur seine, klingt anders. Seine sieht anders aus. Seine ist einfach hinreißend. Er ist Poetry-Slammer und als ich ihn vor einigen Jahren das erste Mal gesehen habe, hat er meine Welt verändert. Vielleicht können seine Gedanken das bei euch auch auslösen. Hier ist Sebastians Welt:
Bäume sind Büsche auf Balken
Schrauben sind Nägel mit Falten
Zugfahren ist Fließen auf Gleisen
Flüsse sind Meere auf Reisen
Träume sind Schlaf mit Ideen
Igel Kakteen, die gehn
Fenster sind gläserne Mauern
Berge sind Wellen, die dauern
Beine sind Arme zum Laufen
Mauern sind sehr grade Haufen
Sekunden sind Stunden, die rennen
Eier sind werdende Hennen
Koma ist Amok im Spiegel
Kakteen sind fußkranke Igel
Schränke sind Häuser für Sachen
Und Weinen ist trauriges Lachen
Wolken sind Pfützen, die fliegen
Zs sind Ns, wenn sie liegen
Weizen sind Gräser mit Ähre
Und Schwimmen ist Fliegen für Schwere
Sebastian 23, Poetry-Slammer
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